Katharina Kleibel

Katharina KLEIBEL wurde 1967 in eine bibliophile Familie hineingeboren. Ihr Großvater mütterlicherseit gründete den Otto Müller Verlag Salzburg und ein Vorfahr ihres Vaters den Steinbrener Verlag im böhmischen Winterberg. Kleibel las in ihrer Kindheit viel, machte zahlreiche Notizen und nutzte frühzeitig die Schrift als das für sie geeignetere sprachliche Ausdrucksmedium.
Kleibel erkrankte im Alter von 19 Jahren und begab sich in psychiatrische Behandlung. Sie durchlief zahlreiche Aufenthalte in Krankenhäusern und Wohnheimen; fortan hielt sie den Schock der Ereignisse und die andauernden, schmerzhaften Restriktionen, die ihre Erkrankung mit sich brachte, dokumentarisch und anklagend in ihren Schriften fest.

Nach Abbruch des Gymnasiums 1986 arbeitete Kleibel kurzzeitig als Au-Pair, später u.a. in einer Buchhandlung. Als sie 1993 aus ihrem Geburtsort St. Pölten nach Wien übersiedelte, hatte sie bereits mit dem Malen begonnen. In verschiedenen Kreativ-Ateliers und Kunstgruppen lernte sie im Laufe der Jahre auch andere Techniken kennen, befasste sich mit Keramik, spielte Theater. Zentrale Triebfeder ihrer Arbeit war und ist aber ihr kontinuierlicher Drang nach vernehmbarer Gesellschafts- und Institutionskritik. Die klassischen künstlerischen Medien schienen sich als Botenstoff für sie nur bedingt zu eignen; Kleibel wechselte zwischen den Sparten, pendelte zwischen autobiografischen Texten und bildnerischen Gestaltungen, fand aber lange Zeit kein gebührendes künstlerisches Mittel, das Intensität und Charisma ihrer Aussagen hätte zur Geltung bringen können.
In einer der Gruppen bemerkte sie eine mit Buchstaben bestickte Decke; der, im Vergleich zum Schreiben, schwerfälligere Prozess und das krakelige, prägnante Schriftbild interessierten sie. Kleibel adaptierte die Technik und begann zunächst auf Stoffresten Worte oder Satzfetzen zu platzieren. Bald suchte sie sich gezielt Untergründe, Readymades wie Taschentücher und Tischdeckchen und versah sie mit sarkastischen Bemerkungen zu bürgerlichen Konventionen und angestrengtem Wohlwollen. Kleibel nahm sich auch ein Herrentäschchen vor, das sie solange bearbeitete, bis sich seine ursprünglich sanfte Gebrauchsästhetik in das Gegenteil gewandelt hatte.

In dieser Phase, Anfang 2012, besuchte Katharina Kleibel erstmals das ATELIER 10 und wurde ermutigt, ihre unkonventionelle Technik beizubehalten und darauf aufzubauen. Sie übertrug ihre Arbeitsweise auf Kleidungsstücke und deformierte Pullover und Jacken, veränderte sie in ihrer gesamten Struktur und versah sie mit Applikationen, vorgefertigen Textilien oder ausgeschnittenen Stoffteilen, Bändern und Bordüren.

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